Quelle: Topics in medicine and surgery - Chytridiomycosis in amphibians by F. Mutschmann (Journal of exotic pet medicine 24(2015))
Die beiden Schlagwörter "Chytrid" und "BD" fallen häufiger, je tiefer man sich mit der Axolotl- und Salamander-Thematik beschäftigt. Auch gibt es unterschiedliche Sichtweisen zu diesen Stichworten. Zu monatlichen Kontrollen, bei jeglichem Verfüttern von in der Natur gefangenem Lebendfutter, bei neuen Pflanzen oder neuem Fischbesatz wird geraten; andere wiederum verpönen solche Tests als überflüssig und argumentieren mit: "spült doch nur Geld in die Kassen der Labore"...
Ich bekomme häufig Anfragen mit: Was ist das denn überhaupt?!
BD - ausgeschrieben Batrachochytrium dendrobatidis - ist der wissenschaftliche Name des Chytridpilzes. Dieser wiederum ist (zusammen mit BSal - Batrachochytrium salamandrivorans) ein Erreger der sog. Chytridiomykose bei Amphibien. Im Folgenden nur BD genannt.
Die Krankheitsentstehung ist noch nicht 100%ig wissenschaftlich geklärt, aber am wahrscheinlichsten ist BD für eine Fehlfunktion der äußeren Haut verantwortlich. Der Gas-, Flüssigkeits- und Mineralstoffwechsel ist hierbei gestört. Auch die Sekretion und der damit verbundene Schutz ist durch die vermehrte Verhornung der Hautschichten nicht mehr ausreichend gegeben. Grob gesagt: Das Abwehrsystem ist defekt und diverse Krankheitserreger können in den Tierkörper eindringen. Diese führen dann durch verringerte Behandlungsmöglichkeiten in den meisten Fällen zum Tod.
In sein Aquarium/Terrarium kann man BD z.B. durch das Einbringen neuer Pflanzen und Tiere (egal ob Axolotl, Fisch oder Schnecke) holen. Regenwürmer und sonstiges Futter aus der Natur (selbst vom Balkon) können potentielle BD-Quellen sein und den eigenen Bestand infizieren.
Erste Symptome können Appetitlosigkeit und verringerte Bewegung sein. Durch die schnelle Verhornung werden bei Axolotln die Hornschichten an Maul und Fußsohle dicker. Daher können schwarze Streifen am Maul oder schwarze Fußsohlen (nicht zu verwechseln mit den normalen schwarzen Zehen bei adulten hellen Tieren) ein Anzeichen für eine BD-Infektion sein. Hautveränderungen, weißlicher Belag und eine generelle Verdunkelung der Hautfarbe können ebenfalls Anzeichen sein.
Eine Infektion mit BD kann durch folgende Bedingungen begünstigt werden:
Nachgewiesen werden kann eine Infektion mit BD durch einen simplen Hautabstrich bei einem amphibienkundigen Labor (bereits persönliche Erfahrungen gemacht habe ich mit Exomed, synlab.vet und dem Hessischen Landeslabor).
Wenn 1 Tier im Becken infiziert ist, sind es die Mitbewohner ebenfalls. Auch alle anderen Aquarien/Terrarien, die mit dem selben Equipment versorgt und bearbeitet werden, können als infiziert angesehen werden. Daher benötigt man lediglich 1 Abstrich von 1 Tier zu nehmen, um alle anderen mit zu testen (Sammelabstrich).
Eine Behandlung der Erkrankung ist durchaus möglich und BD selbst führt nicht unweigerlich zum Tod. Die Behandlung ist allerdings aufwändig und teilweise mit hohen Kosten für Neuanschaffungen und Medikamenten verbunden. Der Pilz bzw. die Sporen sind nahezu resistent gegen Austrocknung, daher müssen der Kies und andere Beckeneinrichtungen bei hohen Temperaturen abgebacken/abgekocht werden und die Pflanzen sollten entweder ausgetauscht oder mit einem hochwirksamen Desinfektionsmittel behandelt werden. Filtermaterialien sollten ebenfalls ausgetauscht und der Filtertopf mit dem Medikament oder Desinfektionsmittel behandelt werden. Jegliches Equipment an Schlauchverbindungen, Pelletdosen, Keschern etc. sollten ersetzt oder desinfiziert werden. Strengste Quarantäne ist einzuhalten und alle Objekte und Oberflächen, die mit infiziertem Wasser in Berührung kommen müssen desinfiziert werden.
Befallene Tiere können teilweise sehr lange ohne Beschwerden leben, allerdings sollte man sich bewusst sein, dass diese Tiere durch den kleinsten "Schnupfen" sterben können. Eine Behandlung des Schnupfens erfolgt bei neotenen Amphibien wie dem Axolotl meist über ein Medikamenten-Bad, bei dem der Wirkstoff über die Haut aufgenommen werden soll. Durch die vermehrte Verhornung der Haut und dem somit gestörten Stoffwechsel wirken viele Medikamente gegen eigentlich harmlose Erreger nicht mehr. Das Tier stirbt an einem sonst harmlosen Erreger, der ohne die durch BD hevorgerufenen Störungen gar nicht erst ins Tier hätte einringen können. Wird z.B. eine Darminfektion festgestellt und das Tier ist zusätzlich mit BD befallen, ist eine erfolgreiche Behandlung sehr schwer.
!! BD und BSal sind verantwortlich für den Rückgang der Feuersalamanderpopulation in den Niederlanden seit 2010 um 96% !!
Jeder, der infizierte Tiere in seinen Becken sitzen hat und beim Wasserwechsel das Abwasser undesinfiziert in die Toilette oder gar im Garten entsorgt, handelt unverantwortlich. Dieser eingeschleppte Pilz ist für das Massensterben der einheimischen Molch- und Froschpopulationen verantwortlich und jeder Tierbesitzer trägt die Verantwortung, dass die freilebenden Artverwandten unserer Haustiere ein gesundes Leben führen können.
Meine Empfehlung für Molchbesitzer: Testet eure Tiere regelmäßig. Wenigstens 1x im Jahr. Bei Neuzugängen haltet bitte eine Quarantäne ein und lasst diese nicht ungetestet in euren Bestand einziehen. Bezieht die neuen Mitbewohner am besten aus ebenfalls getesteten Beständen von seriösen Züchtern. Desinfiziert neue Pflanzen mit hochwirksamen Desinfektionsmitteln und lasst die Finger aus dem Becken - wer weiß, welchen Frosch ihr eben noch am Wegesrand gestreichelt habt...
Quellen: