Metamorphose

Am Beispiel eines Axolotl


Die Metamorphose bezeichnet bei Amphibien den Übergang vom Leben im Wasser zum Landgänger. Während dieser Phase verändert sich nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Salamanders, sondern auch die Organe und Gewebestrukturen ändern sich. Normalerweise werden Amphibien erst nach der Metamorphose geschlechtsreif, hier bildet der Axolotl und ein paar wenige Verwandte die Ausnahme, da sie als Dauerlarve (Neotenie) auch nach der Geschlechtsreife dauerhaft im Wasser bleiben. Der Grund für das Ausbleiben der Metamorphose ist eine Störung der Schilddrüse. Die Hormone, die die Metamorphose auslösen, fehlen dem Axolotl schlicht. Doch auch bei Axolotln kommt es in Ausnahmen zur Metamorphose und aus dem aquatilen Wassermonster wird ein Landgänger. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich: Aufgrund von Hybridisierung mit z.B. Tigersalamandern steckt den Hybriden und deren Nachfahren eine höhere Metamorphoseneigung in den Genen. Jodhaltiges Futter kann eine Metamorphose ebenfalls auslösen, deshalb muss auf Salzwasserfisch als Futter verzichtet werden. Bei wenigen Exemplaren kommt es auch zu sog. Spontanmetamorphosen. Hierfür sind die Ursachen ungeklärt. Die meisten Tiere werden zum Ende der juvenilen Phase zum Landgänger; dass ein adultes Tier eine Metamorphose durchlebt ist sehr selten.

 

In dieser Foto-Story möchte ich den Werdegang von "Newton" darstellen, einem Axolotl, der aus unbekannter Herkunft (Zoohandel) stammt und höchstwahrscheinlich aufgrund von Andersoni-Genen eine Metamorphose durchlebte.

 

Newton stammt wie bereits erwähnt aus nicht geklärter Herkunft, da das Tier im Zoohandel erworben wurde. Zu seiner damaligen Besitzerin kam das Tier mit ca. 13cm in Begleitung eines Geschwistertieres. Damals waren beide noch völlig unauffällig, lediglich die gleichmäßig dunkle Färbung ließ fremde Gene vermuten.

Mit ca. 17cm Körperlänge wurden die Anzeichen einer Metamorphose sichtbar. Die Augen traten hervor, der Sshwimmsaum bildete sich deutlich zurück und auch die Beine wurden kräftiger, da sie das Gewicht bald an Land tragen müssten. Die äußeren Kiemenäste begannen ebenfalls sich an den Spitzen nach hinten einzurolen. Diese benötigt der Landgänger später nicht mehr.

Damit das Tier nicht im Aquarium ertrinkt, sollte es bei den ersten Anzeichen in eine Box umziehen mit flachem Wasserstand und ihm eine Art Insel angeboten werden. Dies kann in Form von Schwimmpflanzen, einem flachen Stein oder Tontopf geschehen - Hauptsache, dem Tier wird ein flacher Ausstieg an Land geboten. Die Kiemen bilden sich nun immer weiter zurück und das Tier stellt irgendwann die Futteraufnahme ein. Die Kiemen bilden sich zu einer muskulären Zunge um, bis diese noch nicht einwandfrei arbeitet, kann das Tier keine Nahrung aufnehmen.

Mittlerweile sind nur noch Kiemenstummel übrig, die Augen haben Lider bekommen und der Schwimmsaum ist komplett zurückgebildet. Auch innerlich tut sich was. Die zuvor nur rudimentär angelegte Lunge hat sich entfaltet und zu einer vollständig funktionsfähigen Lunge entwickelt. Außerdem hat sich die zuvor nur leicht bewegliche Knorpelplatte am Maulboden zu einer muskulären Zunge umgebildet. Die Tiere beginnen den Kopf aus dem Wasser zu strecken und Sauerstoff aus der Luft aufzunehmen. Nur Fressen ist noch nicht so Newtons Ding...

Da auch die Haut sich den veränderten Bedingungen anpasst, müssen Landgänger sich häuten. Manchmal wird hierbei gleich eine ganze "Hose" ausgezogen, oft streifen sich die Tiere aber nur kleine Fetzen vom Körper ab.

Newton hat sehr lange gebraucht und seiner Besitzerin viel Geduld abverlangt, bis der äußerlich fertige Landgänger wieder die Nahrungsaufnahme gestartet hat. Regenwürmer, rote Mückenlarven, Heimchen, Schaben und teilweise auch Pellets werden von Landgängern gerne genommen. Je nach Charakter wird lieber an Land oder im Wasser gespeist...

Der Landgänger hat es geschafft. Wenn das Tier wieder beginnt zu fressen ist die kritische Phase überstanden. Viele Axolotl-Landgänger sterben, weil sie nicht beginnen zu fressen. Manchmal können sie gar nicht fressen, weil die Zunge sich nicht richtig ausbildet. Sie sind evolutionär einfach nicht mehr auf eine Metamorphose eingestellt. Eine Metamorphose beim Axolotl ist nicht erstrebenswert und das bewusste Herbeiführen ist verboten und steht unter Strafe. Die Metamorphose birgt für das Tier große Risiken, aber Geduld und strapazierte Nerven lohnen sich dafür noch mehr, wenn die Dreckspatzen sich vollgefuttert durch ihr reich buddeln!

Fotos von S. Paetzel

(Danke, dass ich mit dir und Newton selbst so viel Neues lernen durft und du dieses tolle Tier letztendlich mir vermacht hast!)